Freiheit sells.
Eine der besten Entscheidungen: mir keinen Fernseher anzuschaffen. Nie. Noch nie. Filme liebe ich, am besten im Kino, oder auch ausgewählt mit dem Laptop auf dem Sofa. Was ich nicht nur nicht mag, vielmehr als Angriff erlebe auf meine Unversehrtheit sind Werbungen, Einspielungen, Trailer, all das, was gemacht ist, um sich ungefragt einzubrennen. Da, wo Neurowissenschaftler mit Marketingleuten zusammenarbeiten kann einem schon etwas schwindlig werden - längst gibt es den Begriff des Neuromarketings.
Ungeübt in Werbungsberieselung sass ich vor kurzem in einem Wartesaal, ein Bildschirm in Scheunentorgröße verstrahlte bunte Szenen. Um welches Produkt es auch ging, vom Deo, über das neue SUV, von Kleidung zu den neuesten Gadgets und Haushaltshelfern, zwei Verspechen warf fast jeder clip in den Ring: Mehr Sicherheit! Mehr Freiheit!
Die Grundbedürfnisse und Sehnsüchte des Menschen zu adressieren braucht es keine Hirnforscher, hier haben Kirche und Staatslenker bereits erfolgreich umgesetzt lange bevor näheres zum Gehirn bekannt wurde.
Heute wird nicht mehr mit dem Fegefeuer gedroht, die Signale sind subtiler, es reicht der Hinweis auf die Gefahr der sozialen Ausgrenzung, bei Akutversagen des 72h Deos…
Das falsche Versprechen lautet: Freiheit und Sicherheit sind käuflich.
Was bedingt gelten mag für die Abwehr äußerer Risiken, ein Fahrradhelm erhöht die Sicherheit im Strassenverkehr; und meine physische Freiheit kann ich als Verurteilter möglicherweise mit einer Kaution kaufen.
Doch das, was den modernen Menschen umtreibt ist Angst als Resultat nicht empfundener Sicherheit bei keinen oder minimalen äußeren Risiken und das Empfinden, unfrei zu sein, eingezwängt in Pflichten, Normen, Regeln, Konventionen.
Der moderne Mensch, sicherer und freier als seine Vorfahren leidet an dem Gefühl ständiger Bedrohung und wahrgenommener Unfreiheit.
In seiner Not geht er den Versprechen der Konsumgesellschaft auf den Leim, er greift zum 72h Deo und fühlt sich für einen Moment sicher und frei, wenn er mit dem neuen Geländewagen in den Sonnenuntergang fährt.
Freiheit und Sicherheit sind Gefühle, wir fühlen uns sicher und frei. Oder eben nicht.
Echte Freiheit baut auf innerer Sicherheit. Denn nur, wer sich auf sich selbst verlassen kann und in sich selbst Halt findet, komme, was da wolle, wagt Unabhängigkeit.
Wenn Sie das nächste Mal fernsehen, achten Sie doch mal auf die Werbclips. Vorsicht! Es könnte Ihnen schwindlig werden. Anlass vielleicht beim nächsten Spaziergang nachzusinnen, was Freiheit und Sicherheit für Sie bedeuten.
Es könnte ihr Leben verändern.
Corinna Cremer, Dozentin und Vordenkerin für Krisengesundheit.
"Krisen sind besser als ihr Ruf und Vorbereitung lohnt sich. Weil wir Ausnahmesituationen selten verhindern können, anders als ihre Folgen. Erfahrungen und Erlebnisse aus 3 Jahrzehnten in der Begleitung von Mensch und Unternehmen in Herausforderungen teile ich in der Kolumne gerührt & geschüttelt." www.corinnacremer.com
Ende des 19. Jahrhunderts, irgendwo auf dem indischen Subkontinent. Indien ist eine Kolonie des Britischen Königreichs und....
Da brauchst Du doch keine Angst zu haben! Der tut Dir doch nichts! … kommt ihnen bekannt vor? Erinnerungen an Kindheitstage? Im Ergebnis...
Nennen wir es Intelligenz. Plädoyer für eine Renaissance der Angst als kluge Ratgeberin resilienter, mental starker Menschen
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